Ein Holzschemel mit Blechgeschirr erinnert an das frühere Hochsicherheitsgefängnis auf der Gefangeneninsel Robben Island. Seit 1997 ist es ein Museum. Auch der Freiheitspark in Pretoria, der Verfassungshügel in Johannesburg und weitere Gedenkorte rufen die Zeit der Apartheid ins Gedächtnis. Das Ziel, durch sie in Südafrika eine gemeinsame kulturelle Identität zu schaffen, wurde indes nicht erreicht.
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Wie ein modernes Konzentrationslager aus Beton und schwarzem Gestein mutet das Hochsicherheitsgefängnis auf Robben Island an. Dreißig Jahre lang waren hier die wichtigsten Führer der schwarzen Opposition inhaftiert, darunter der spätere Präsident und Friedensnobelpreisträger Nelson Mandela. Heute ist das Gefängnis ein vielbesuchtes Museum, das in normalen Zeiten von über 300.000 Menschen pro Jahr besucht wird.
Robben Island liegt etwa zwölf Kilometer vor der Küste Kapstadts. Die Insel verdankt ihren Namen den Robben, die es hier früher gab. An den tückischen Felsen im Wasser zerschellten bis zur Errichtung eines Leuchturmes zahlreiche Schiffe. Bereits seit dem 17. Jahrhundert wurden hier hauptsächlich politische Gefangene festgehalten, denen die raue See eine Flucht unmöglich machte. Mitte des 19. Jahrhunderts lebten hier aber auch über 300 Leprakranke, zunächst freiwillig, später unter Zwang.
Seit 1961 nutzte die südafrikanische Regierung die Insel, um politische Gegner zu isolieren. Dazu ließ sie ein neues Hochsicherheitsgefängnis errichten. Daneben gab es noch einen weniger stark gesicherten Bau für gewöhnliche Kriminelle. In einem weiteren Gebäude verbrachte der Vorsitzende des Pan Africanist Congress (PAC), Robert Sobukwe, sechs Jahre in Einzelhaft.
Anfangs schliefen die Gefangenen auf dünnen Strohmatten auf dem Steinfußboden. Später bekamen sie Metallpritschen. Sogar Fernstudiengänge durften sie belegen, allerdings keine Abschlüsse machen. Erst 1989 konnte Mandela, der inzwischen nach Kapstadt verlegt worden war, an der Universität London einen Bachelor of Law erwerben. Ein Jahr später wurde er freigelassen und bald darauf zum Präsidenten des ANC ernannt.
1991 wurde das Hochsicherheitsgefängnis geschlossen, fünf Jahre später auch der Zellenbau für gewöhnliche Kriminelle. Das umfangreiche Gefängnisarchiv wurde in die University of Western Cape überführt.
Eine Reihe ehemaliger Inselhäftlinge übernahm in Südafrika wichtige politische Ämter. So berief Mandela, nachdem er 1994 zum Präsidenten gewählt worden war, allein elf Mitgefangene in seine Regierung. Auch die Präsidenten Kgalema Motlanthe und Jacob Zuma waren einst auf Robben Island in Haft. Letzterer wurde 2021 erneut in Haft genommen, weil er sich weigerte, zu Korruptionsvorwürfen auszusagen.
Heute gehört die Insel zum UNESCO-Weltkulturerbe. Seit 1997 kann sie auch besichtigt werden. Die organisierten Touren, an denen vor allem Touristen teilnehmen, starten per Boot im Hafen von Kapstadt und dauern etwa dreieinhalb Stunden. Außer das Gefängnis mit der Zelle Mandelas können die Besucher auch den Inselfriedhof, das Haus von Sobukwe sowie zwei Steinbrüche besichtigen, in denen die Gefangenen Zwangsarbeit leisten mussten. Viele der Touristenführer waren früher selbst auf der Insel gefangen oder arbeiteten hier als Wärter.
Neben den Führungen bietet das Robben Island Museum (RIM) auch Bildungsprogramme an wie Besuche von Schulklassen, Camps zu Menschenrechtsfragen oder Seminare für Erwachsene. Im ehemaligen Zellenbau für Kriminelle wurde ein Lernzentrum mit Bibliothek eingerichtet. Für seine Arbeit stehen dem Museum jährlich umgerechnet mehr als zwölf Millionen US-Dollar zur Verfügung. Nach Korruptionsvorwürfen berief das Kulturministerium 2020 einen neuen Verwaltungsratsvorsitzenden. Im selben Jahr streikten die Mitarbeiter für mehr Lohn. Opferverbände warfen dem Museum zudem mangelnde Unterstützung für ehemalige Gefangene vor.
Ähnliche Erinnerungsstätten gibt es auch in einigen anderen Haftorten Südafrikas. Eine Kommission des ANC hatte bereits 1991 ein Gedenkstättenkonzept entwickelt, um, wie es hieß, eine "gemeinsame kulturelle Identität" zu fördern. Im ehemaligen Zentralgefängnis von Pretoria, in dem fast 4000 Hinrichtungen stattfanden, eröffnete Präsident Zuma 2011 ein Museum. Unter anderem kann man dort den restaurierten Galgen sehen. Der Besuch ist kostenlos, allerdings ist das Gefängnis weiterhin in Betrieb.
Im ehemaligen Fort von Johannesburg, in dem neben Mandela auch Mahatma Gandhi inhaftiert war, befindet sich ebenfalls ein Museum. Auf dem 80 Hektar großen Gelände, auf dem auch das Verfassungsgericht residiert, finden unter anderem Zeitzeugenführungen durch das frühere Frauengefängnis statt. Der sogenannte Constitution Hill wird vom Staat jährlich mit umgerechnet 3,5 Millionen US-Dollar unterstützt und von über 50.000 Menschen besucht.
Website des Robben Island Museums (englisch)
Website des Constitution Hill Menschenrechtsareals (englisch)
Nach der Diktatur. Instrumente der Aufarbeitung autoritärer Systeme im internationalen Vergleich
Ein Projekt am Lehrstuhl für Neueste Geschichte der Universität Würzburg
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Mit finanzieller Unterstützung des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung
„Taxi Rank for Whites“ (Taxi-Schlange für Weiße) steht auf dem weißen Schild im Apartheid-Museum in Johannesburg. Es ist eines von vielen Überbleibseln der Apartheid-Politik, die in dem Museum zu sehen sind. Die Ausstellung widmet sich der jahrzehntelangen Rassentrennung in Südafrika. Das privat finanzierte Museum erinnert nicht nur an die Ungleichbehandlung von Schwarzen und Weißen, sondern wirbt auch für die Werte der ersten demokratischen Verfassung.
Dass Menschen unterschiedlicher Hautfarbe in einem Museum verschiedene Eingänge benutzen müssen, dürfte weltweit eine Ausnahme sein. Im Apartheid-Museum in Johannesburg ist dies jedoch die erste Erfahrung, die die Besucher machen. Um den Alltag in der Zeit der Rassentrennung zu veranschaulichen, werden sie willkürlich als Weiße oder Nicht-Weiße eingestuft. Anschließend dürfen sie das Museum nur durch das Tor betreten, das für sie vorgesehen ist.
Das 2001 gegründete Museum erzählt die jüngere Geschichte Südafrikas – von den Goldsuchern, die Ende des 19. Jahrhunderts nach Johannesburg strömten, über die Entstehung des südafrikanischen Staates im Jahr 1910 bis zur 1996 in Kraft getretenen neuen Verfassung. Einen Schwerpunkt bildet dabei die 1948 eingeführte Apartheid-Politik und deren Überwindung in den 1990er Jahren.
Bereits im ersten Innenhof stehen riesige Betonsäulen, auf denen die zentralen Werte der Verfassung prangen: Demokratie, Versöhnung, Vielfalt, Verantwortung, Respekt, Freiheit. In der eigentlichen Ausstellungshalle sind dann zahllose Objekte, Plakate und Filme zu sehen, die über den Alltag der Rassentrennung Auskunft geben.
Seit 1950 wurden die Bewohner Südafrikas in die Kategorien "einheimisch", "farbig" und "weiß" eingestuft, später kam noch "asiatisch" dazu. Diese Klassifizierung, die auch im Ausweis vermerkt wurde, bildete die Grundlage von insgesamt 148 Apartheidgesetzen. Der Kampf gegen die Diskriminierung von Nicht-Weißen wurde mit zunehmender Gewalt ausgetragen und endete erst Anfang der 1990er Jahre.
Die Ausstellung stellt diese Entwicklung nicht neutral dar, sondern hat eine klare politische Botschaft: „Nach Jahrhunderten des Kolonialismus und mehr als 40 Jahren des Lebens unter der Apartheid brachte die Freiheit 1994 den Frieden in unser Land,“ wie es auf der Website des Museums heißt. „Die Dauerausstellung ist eine Zeitreise, die die Schritte des Landes aus diesen dunklen Tagen der Unfreiheit bis hin zu einem Ort der Heilung nachzeichnet, der auf den Prinzipien der Demokratie beruht.“ Im letzten Teil der Ausstellung sollen die Besucher symbolisch einen Stein auf einen Haufen legen und sich damit verpflichten, gegen Rassismus, Vorurteile und Diskriminierung anzukämpfen.
Die Entstehung des Museums geht auf die Ausschreibung einer Casino-Lizenz im Jahr 1995 zurück. Ein Firmenkonsortium hatte sich damals zur Errichtung verpflichtet und deshalb den Zuschlag erhalten. Das Museum wird von einer gemeinnützigen Gesellschaft betrieben und befindet sich in unmittelbarer Nähe zum Vergnügungspark Gold Reef City Casino.