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Wenn Vergangenheit nicht vergeht

Der Blick durch das Portal der Alten Universität Würzburg wirkt wie ein vorsichtiger Ausblick in die Zukunft: Was tun mit einer Vergangenheit, die nicht vergehen will? Was muss geschehen, damit sich finsterste Epochen der Geschichte nicht wiederholen? Vergangenheitsbewältigung hat in Deutschland einen hohen Stellenwert. Die kritische Auseinandersetzung mit dem Nationalsozialismus und seit 1990 auch mit der DDR gelten als Kernstück demokratischer Identität der Bundesrepublik. Ein wissenschaftliches Projekt der Universität untersucht, wie Aufarbeitung weltweit funktioniert.

Credit: hajotthu / CC BY

 

Aufarbeitung im internationalen Vergleich

Seit Februar 2020 wird am Lehrstuhl für Neueste Geschichte der Universität Würzburg die Aufarbeitung der Vergangenheit in unterschiedlichen Staaten und Kontinenten untersucht. Ziel ist es, die eingesetzten Instrumente zu vergleichen und auf ihre Wirksamkeit zu prüfen. Mit finanzieller Unterstützung des Bundesministeriums für wirtschaftliche Entwicklung und Zusammenarbeit wurde dazu ein mehrjähriges Projekt aufgesetzt.

Wurden die Verantwortlichen für die in der Vergangenheit begangenen Verbrechen bestraft? Kam es zu einem Austausch der Eliten? Wurden die Opfer der Diktatur juristisch rehabilitiert und materiell entschädigt? Gibt es Stätten oder Rituale öffentlicher Erinnerung? Und wie wird die Diktatur in Schulen und Museen, in Kunst, Film und Literatur behandelt? Das sind einige der Fragen, die das Projekt beantworten soll.

Da die Aufarbeitung der Geschichte nicht im luftleeren Raum stattfindet, soll auch der Entwicklungsstand des jeweiligen Landes mit in den Blick genommen werden. Nicht weniger wichtig sind seine besonderen kulturellen und politischen Traditionen. Auch die Form des Übergangs von der Diktatur zur Demokratie spielt eine große Rolle. Denn es macht einen Unterschied, ob ein Regime von oben reformiert oder von unten oder von außen gestürzt wurde.

Ziel des Projektes ist es, Handlungsempfehlungen formulieren, die betroffenen Staaten, aber auch der deutschen Entwicklungspolitik als Orientierung dienen können. Welche Instrumente der Vergangenheitsbewältigung haben sich als sinnvoll erwiesen, um demokratische Strukturen zu stärken? Wie muss eine Aufarbeitung der Vergangenheit aussehen, damit politische und soziale Konflikte in Zukunft friedlich ausgetragen werden?

Die Ergebnisse des Projektes werden auf dieser Website schrittweise publiziert. Wenn Sie eigene Erfahrungen und Erkenntnisse beisteuern wollen, freuen wir uns über Fotos, Videos und Texte, die wir hier einstellen können. Das Beispiel Deutschlands zeigt: Es gibt eine Zukunft – auch nach den grausamsten Verbrechen der Geschichte.

Mitarbeiter

Projektleitung: Prof. Peter Hoeres, Universität Würzburg
Projektdurchführung: Dr. Hubertus Knabe, Universität Würzburg
Projektmitarbeiterin: Annika Fleck, Universität Würzburg
Länderstudie Albanien: Dr. Jonila Godole, Direktorin des Institutes für Demokratie, Medien und Kultur in Tirana
Länderstudie Argentinien:  Dr. phil., Lic. theol. Veit Straßner, Universität Mainz
Länderstudie Äthiopien: Dr. Tadesse Metekia, Juristische Fakultät, Universität Jimma, Äthiopien
Länderstudie Chile: Ricardo Brodsky, ehemaliger Direktor des Museums für Erinnerung und Menschenrechte in Santiago de Chile
Länderstudie Ruanda: Dr. Julia Viebach, Oxford's African Studies Centre
Länderstudie Südafrika: Dr. Hugo van der Merwe, Forschungsdirektor am Zentrum für das Studium von Gewalt und Versöhnung und Chefredakteur des International Journal of Transitional Justice, Kapstadt 
Länderstudie Uruguay: Dr. phil., Lic. theol. Veit Straßner, Universität Mainz

Medienberichte

Kolumbiens Gewaltgeschichte: Hundert Jahre Grausamkeit, in: Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 12. März 2024
Nachleben von Diktaturen: Schuld ohne Sühne, in: Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 21. Januar 2024.
Was die Geschichte lehrt: Wie man erfolgreich gegen antisemitische Schmierereien vorgeht, in: Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 9. Dezember 2023.
Negativpreis für Journalisten: Wir sind nicht in der DDR, in: Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 6. Oktober 2023.
17. Juni 1953: Der vergessene Aufstand, in: Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 11. Juni 2023.
Russlands Abschied auf Raten vom Museum Karlshorst, in: Berliner Morgenpost vom 16. April 2023.
Museumspolitik im Krieg: Handlungsfähig nur mit Russlands Zustimmung, in: Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 21. März 2023.
Film "Argentinien 1985": Im Kino in Buenos Aires haben alle geweint, in: Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 10. März 2023.
Warum Erich Honecker unbestraft blieb, in: Berliner Morgenpost vom 13. Januar 2023.
Lenins Sieg: Die Gründung der Sowjetunion vor 100 Jahren war ein Triumph der Gewalt, in: Tichys Einblick vom 2. Januar 2023.
Sowjetdiktatur in der Ukraine: Abschied von der Vergangenheit, in: Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 25. November 2022.
Putin in der DDR: Eine gute Schule für das Leben, in: Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 4. Oktober 2022.
Bis heute verdrängt Russland seine brutale Geschichte, in: Die Welt vom 19. September 2022.
Ukraine: Die Lenin-Zeit ist abgelaufen, in: Neue Zürcher Zeitung vom 18. August 2022.
Die Verbrechen der Großväter, in: Berliner Morgenpost vom 22. Juni 2022.
Deutsch-Russisches Museum: Warme Worte für Russlands Soldaten, in: Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 7. Mai 2022
Putins Dresdner Freunde, in: Die Weltwoche vom 30. April 2022.
Wohin mit Putin? Russische Herrscher danken in aller Regel nicht freiwillig ab, in: Neue Zürcher Zeitung vom 11. April 2022
Ein Machthungriger wurde erschossen: Die blutige Putsch-Geschichte des Kreml, in: Focus.de vom 2. April 2022.
Die Killerkommandos der Stasi, in: Berliner Morgenpost vom 2. März 2022.
Der letzte Stasi-Chef: Uneinsichtig bis in den Tod, in: Berliner Morgenpost vom 6. Februar 2022.
Umbenennung von Straßen: Die Vorstellung, besser zu sein als unsere Vorfahren, ist gefährlich, in: Die Welt vom 15. Januar 2022.
Das lange Leben der alten kommunistischen Kader – in Osteuropa sind die Bemühungen um politische Selbstreinigung fragmentarisch geblieben, in: Neue Zürcher Zeitung vom 27. September 2021.
60 Jahre Mauerbau: Warum sich die Deutschen so ungern an die DDR erinnern, in: Die Welt vom 11. August 2021.
Projekt „Nach der Diktatur“ an der Universität Würzburg, in: Die Tagespost vom 16. April 2021.
Stasi-Erbe: Deutschland hat vorgemacht, dass man Akten einer Diktatur nicht Jahrzehnte unter Verschluss halten muss, in: Neue Zürcher Zeitung vom 13. April 2021.
Der Herbst der Autokraten, in: Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 28. März 2021.
Wie der berüchtigte Gründer der sowjetischen Geheimpolizei fast wieder Teil des Moskauer Stadtbilds wurde, in: Neue Zürcher Zeitung vom 4. März 2021
Macht der Mensch Fortschritt in der Moral? Interview mit Prof. Peter Hoeres und Dr. Hubertus Knabe, in: Main-Echo vom 16./17. Januar 2021, S. 24.
Wie die Wunden der Vergangenheit heilen, Interview mit Prof. Peter Hoeres und Dr. Hubertus Knabe, in: Main-Post vom 5. Dezember 2020, S. 39.
Versöhnung ist der Maßstab für den Erfolg, in: einBlick vom 1. Dezember 2020.
Internationales Forschungsprojekt: Historiker Peter Hoeres über Aufarbeitung der NS-Verbrechen, in: Sonntagsblatt vom 20. November 2020.

 

Nach der Diktatur. Instrumente der Aufarbeitung autoritärer Systeme im internationalen Vergleich

Ein Projekt am Lehrstuhl für Neueste Geschichte der Universität Würzburg

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Mit finanzieller Unterstützung des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung

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