matomo

Argentinien - das Land

Einst war Argentinien eines der reichsten Länder der Erde. Doch von den 35 Präsidenten, die das Land im 20. Jahrhundert regierten, kamen lediglich zehn durch freie Wahlen ins Amt. Obwohl die letzte Diktatur inzwischen fast vier Jahrzehnte zurückliegt, beschäftigt sie den südamerikanischen Staat bis heute.

Das blutige Erbe der Militärs

Argentinien – offiziell: Republik Argentinien  – ist der zweitgrößte Staat in Südamerika. Etwa 44 Millionen Menschen leben dort auf fast 2,8 Millionen Quadratkilometern. Rund ein Drittel davon wohnt allein im Ballungsraum Buenos Aires. Über 70 Prozent der Einwohner bekennen sich zum katholischen Glauben. Mit Papst Franziskus stellt das Land seit 2013 auch das Oberhaupt der Katholiken.

Eigentlich bedeutet Argentinien Silberland. Die Spanier gaben dem Landstrich diesen Namen, weil sie hier Silber (lateinisch: argentum) zu finden hofften. 1816 erklärte sich die Kolonie für unabhängig und es wanderten vor allem Italiener und Spanier ein. Ein Großteil der heutigen Bevölkerung stammt von ihnen ab, nur etwa eine Million Menschen sind indigenen Ursprungs.

Die Republik Argentinien wurde 1853 gegründet, nachdem sich Bolivien und Uruguay vom ehemaligen Vizekönigreich Río de la Plata abgespalten hatten. Wenig später schloss sich auch die Provinz Buenos Aires Argentinien an. Die Anfänge der Republik waren vor allem von Kriegen und Diktaturen bestimmt. Gleichwohl zog es Millionen Zuwanderer aus Europa hierher. Erst 1912 wurde – für Männer – das allgemeine Wahlrecht eingeführt. Die heute noch existierende Radikale Bürgerunion (UCR) übernahm daraufhin zum ersten Mal die Regierung. Ein Militärputsch vertrieb sie jedoch 1930 wieder von der Macht.

Bei einem weiteren Putsch im Jahr 1943 spielte ein Offizier eine wichtige Rolle: Juan Domingo Perón. Sein Name sollte bald für eine ganze politische Bewegung stehen. Der populäre Arbeitsminister und Bewunderer des italienischen Faschismus wurde nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges aus der Regierung entlassen, verbannt – und nach Protesten seiner Unterstützer wieder freigelassen. Bei den folgenden Präsidentschaftswahlen verhalf ihm all dies zu einem fulminanten Wahlsieg.

Peróns soziale und nationale Politik – der Peronismus – beteiligte erstmals breitere Schichten am Wohlstand Argentiniens, das damals zu einem der wohlhabendsten Länder der Erde zählte. Bei den nächsten Wahlen, an denen erstmals auch Frauen teilnehmen durften, schnitt er deshalb noch erfolgreicher ab. Doch 1955 wurde er durch einen neuerlichen Militärputsch gestürzt und ins spanische Exil vertrieben. 

In den folgenden Jahrzehnten wechselten sich erneut zivile und militärische Regierungen ab, wobei demokratisch gewählte Politiker eher die Ausnahme bildeten. Erst 1973 durfte Perón nach Argentinien zurückkehren – und wurde bald darauf noch einmal zum Präsidenten gewählt. Doch ein Jahr später starb er und seine Witwe Isabel, eine ehemalige Nachtklubtänzerin, die er zu seiner Stellvertreterin gemacht hatte, übernahm das Amt. Massive wirtschaftliche Probleme und das Aufkommen linksradikaler Guerillagruppen veranlassten das Militär zwei Jahre später zu einem weiteren Putsch. Das Militärregime unter General Jorge Rafael Videla und seinen Nachfolgern gilt bis heute als besonders grausame Diktatur. Den damaligen Machthabern wird in Argentinien nicht ohne Grund der Vorwurf des Staatsterrorismus gemacht. Meist anonyme Einsatzkommandos verhafteten zwischen 1976 und 1983 willkürlich Tausende Menschen. In Hunderten geheimen Haftzentren wurden sie verhört und meistens auch gefoltert; zu Gerichtsverhandlungen kam es praktisch nie. Mindestens 1336 Menschen wurden nachweislich getötet, 7140 weitere tauchten nie wieder auf. Zum Teil wurden sie über dem offenen Meer oder dem Río de la Plata aus dem Flugzeug geworfen und ihre Kleinkinder in regimenahe Familien gegeben.

Was die Streitkräfte als „Prozess zur Wiederherstellung der Nation“ bezeichneten, führte unter anderem dazu, dass etwa eine halbe Million Argentinier das Land verließen. Doch als die Militärs 1982 auch noch die britischen Falklandinseln besetzten, hatten sie den Bogen überspannt: Nach einer schmachvollen Niederlage sahen sie sich deshalb genötigt, freie Präsidentschaftswahlen zuzulassen, aus denen 1983 der UCR-Politiker Raúl Alfonsín als Sieger hervorging. Nach diversen Regierungswechseln und schweren wirtschaftlichen Krisen regiert inzwischen heute wieder ein Peronist das Land: der Jurist Alberto Ángel Fernández. 

Die Aufarbeitung der letzten Militärdiktatur beschäftigt Argentinien bis heute. In einem zähen politischen und juristischen Kampf wurden bis 2017 mehr als 3000 Verantwortliche vor Gericht gestellt. Eines der wichtigsten Folterzentren, die Mechanikerschule der Marine in Buenos Aires, ist inzwischen eine Gedenkstätte. Nach mehreren Reparationsgesetzen beschloss die Regierung 2016, auch die ins Exil getriebenen Argentinier zu entschädigen. Doch rund 400 Kinder werden immer noch von ihren Eltern oder Großeltern gesucht (Stand: Mai 2021). 

Argentinische Republik

Fläche:2.780.400 km²
Einwohner:44,9 Millionen (2019)
Bevölkerungswachstum:1,0 % jährlich (2019)
Bevölkerungsdichte:16 Einwohner pro km²
Regierungssitz:Buenos Aires
Amtssprache:Spanisch
Politisches System:Präsidentielle Bundesrepublik
Staatsoberhaupt:

Präsident Alberto Fernández (seit 2019)

Regierungschef:

Präsident Alberto Fernández (seit 2019)

Freiheitsstatus:84/100
BIP pro Kopf:22.997 USD (kaufkraftbereinigt, 2019)
image/svg+xml
Argentinien
Aruba
Belize
Bermuda
Bolivien
Brasilien
Chile
CostaRica
Curacao
Dominica
DominikanischeRepublik
Ecuador
El Salvador
Grenada
Guatemala
Guyana
Haiti
Honduras
Jamaika
Kanada
Kolumbien
Kuba
Mexiko
Nicaragua
Panama
Paraguay
Peru
PuertoRico
Suriname
TrinidadundTobago
TurksundCaicosinseln
USA
Uruguay
Venezuela
TYPO3-Umsetzung & TYPO3-Webdesign: NetShot