45 Jahre herrschte in Albanien eine brutale kommunistische Diktatur. Unter Parteichef Enver Hoxha wurden Tausende Menschen hingerichtet und Zehntausende inhaftiert. Doch von den verantwortlichen Funktionären wurde kaum jemand bestraft. Heute ist das Land Mitglied der NATO und strebt in die EU.
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Albanien – offiziell: Republik Albanien – ist ein kleiner Staat in Südosteuropa auf der westlichen Balkanhalbinsel. Knapp drei Millionen Menschen wohnen hier auf weniger als 30.000 Quadratkilometern. Weitere rund 1,5 Millionen Albaner leben im Ausland und etwa noch einmal so viele im benachbarten Kosovo. Gut die Hälfte der Bewohner Albaniens bezeichnen sich als muslimisch, 17 Prozent als christlich – obwohl Religionen unter dem kommunistischen Regime verboten waren.
Das Mosaik auf dem 1981 eröffneten Historischen Nationalmuseum deutet die Geschichte Albaniens als einen jahrhundertelangen Befreiungskampf. Denn als unabhängigen Staat gibt es Albanien erst seit 1912. Zuvor befand sich der westliche Balkan unter (ost-)römischer, ab Ende des 15. Jahrhunderts unter osmanischer Herrschaft. Der albanische Fürst Georg Kastriota, genannt Skanderbeg, gilt immer noch als Nationalheld, weil er die osmanischen Truppen auf ihrem Vormarsch mehrfach vernichtend schlug.
Obwohl neutral, wurde Albanien im Ersten Weltkrieg von verschiedenen Mächten besetzt. Nach mehrfach wechselnden Regierungen wurde das Fürstentum 1925 zur Republik. Doch der autoritär regierende Präsident Ahmet Zogu ließ sich drei Jahre später zum König krönen. 1939 besetzte Italien das unterentwickelte europäische Agrarland, 1944 zogen dann deutsche Truppen ein. Gegen beide Mächte führten Nationalisten und Kommunisten einen mehrjährigen Partisanenkampf, aus dem Letztere als Sieger hervorgingen.
Im Oktober 1944 erklärte sich das „Antifaschistische Nationale Befreiungskomitee“ zur provisorischen Regierung Albaniens. Ministerpräsident wurde der Generalsekretär der Kommunistischen Partei, Enver Hoxha. Nach deren Wahlsieg im Dezember 1945 erklärte er das Land zur Volksrepublik und errichtete eine stalinistische Diktatur. Ehemals nicht-kommunistische Partisanen wurden ebenso ermordet wie die wenigen oppositionellen Parlamentsabgeordneten. Die alten Eliten wurden enteignet, verhaftet oder getötet, die Wirtschaft verstaatlicht oder zwangskollektiviert. 1967 wurde auch jegliche Religionsausübung verboten. Mehrere zehntausend Menschen fielen der albanischen Geheimpolizei Sigurimi (Sicherheit) zum Opfer.
Außenpolitisch war das sozialistische Albanien zunächst ein enger Bundesgenosse des benachbarten Jugoslawiens. Nach dem Schisma zwischen Tito und Stalin brach es jedoch 1948 sämtliche Beziehungen ab, schloss die Grenzen und lehnte sich hinfort an die Sowjetunion an. 1961 überwarf es sich auch mit dieser, verließ 1968 den Warschauer Pakt und verbündete sich schließlich mit China. 1978 wandte es sich auch vom Reich der Mitte ab und propagierte von nun an einen albanischen Nationalkommunismus. Er fand unter anderem in der Errichtung von etwa 170.000 Bunkern seinen Ausdruck, mit denen das Land gegen ausländische Invasoren verteidigt werden sollte. Die abrupten Richtungswechsel waren zumeist mit oftmals blutigen Säuberungen innerhalb der kommunistischen Partei verbunden.
1985 starb Hoxha, doch der Personenkult um ihn ging weiter. Eine Ehrengarde bewachte sein Grab, in Tirana eröffnete ein ihm gewidmetes Museum und auf vielen Plätzen erinnerten Statuen weiterhin an den Diktator. Doch als der Kommunismus in Osteuropa zusammenbrach, kam es auch in Albanien zu Demonstrationen und Massenfluchten in westliche Botschaften. Im Dezember 1990 gründete sich schließlich die erste nichtkommunistische Partei. Die rasch angesetzten Wahlen im März 1991 gewannen jedoch die Kommunisten, so dass Hoxhas Nachfolger Ramiz Alia weiter an der Macht blieb. Erst 1992 löste ihn der Führer der oppositionellen Demokratischen Partei, Sali Berisha, als Staatspräsident ab.
Nach dem Ende der Diktatur wurde Albanien von schweren wirtschaftlichen und politischen Krisen erschüttert. Auf die Massenauswanderung Anfang der 1990er Jahre folgte 1997 der sogenannte Lotterieaufstand. Er führte zum Zusammenbruch der staatlichen Ordnung und konnte nur mit Hilfe eines internationalen Militäreinsatzes beendet werden. Erst nach der Jahrtausendwende stabilisierte sich das Land. 2006 unterzeichnete es ein Assoziierungsabkommen mit der EU, drei Jahre später trat es der NATO bei. Mit Edi Rama stellt die ehemalige kommunistische und heutige Sozialistische Partei seit 2013 den Ministerpräsidenten. Seit 2018 verhandelt Albanien mit Brüssel über einen Beitritt in die EU (Stand: Februar 2022).
Fläche: | 28.750 km² |
Einwohner: | 2,9 Millionen (2019) |
Bevölkerungswachstum: | - 0,4 % pro Jahr |
Bevölkerungsdichte: | 105 Einwohner pro km² |
Regierungssitz: | Tirana |
Amtssprache: | Albanisch |
Politisches System: | Parlamentarische Republik |
Staatsoberhaupt: | Präsident Ilir Meta |
Regierungschef: | Ministerpräsident Edi Rama |
Freiheitsstatus: | 66/100 |
BIP pro Kopf: | 14.648 USD (kaufkraftbereinigt, 2019) |