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Ruanda - das Land

Es war der größte Massenmord im 20. Jahrhundert: In nur 100 Tagen wurden im Frühjahr 1994 in Ruanda mindestens 800.000 Menschen umgebracht. Der Völkermord, der unter den Augen der Weltöffentlichkeit geschah, prägt das ostafrikanische Land bis heute. Überall erinnern Gedenkstätten an das grausame Geschehen. Doch von demokratischen Zuständen ist Ruanda auch heute noch weit entfernt. 

Credit: Sarel Kromer / CC BY-SA

Land des Völkermordes

Ruanda – offiziell: Republik Ruanda – ist ein kleiner Staat in der Mitte Afrikas. Mehr als 12 Millionen Menschen (Stand: 2018) leben hier auf einer Fläche von 26.000 Quadratkilometern. Ruanda ist damit das am dichtesten bevölkerte Land Afrikas. Mehr als die Hälfte der Bewohner sind römisch-katholisch, rund ein Drittel protestantisch und mindestens fünf Prozent muslimisch. Weltweit wird das Land vor allem mit dem Völkermord im Jahr 1994 in Verbindung gebracht.

Der Konflikt zwischen Hutus und Tutsis hat das Land in den letzten 50 Jahren maßgeblich geprägt. Die Mehrheit der Bevölkerung, derzeit etwa 85 Prozent, gehört zur Volksgruppe der Hutus. Weniger als zehn Prozent sind Tutsis, die traditionell wohlhabender waren. Nach dem Tod von König Mutara III 1959 kam es zu ersten Massakern und Vertreibungen von Tutsis durch Hutus. Nach der Unabhängigkeit 1962 wurden in der ehemaligen deutschen, dann belgischen Kolonie unter Hutu-Präsidenten Grégoire Kayibanda etwa 20.000 Tutsi ermordet; etwa 30.000 flüchteten ins Ausland. Unter seinem Nachfolger Juvénal Habyarimana, der sich 1973 an die Macht geputscht hatte, gewannen extremistische Hutus weiter an Bedeutung.

Vertreter der rund 600.000 Tutsis, die außerhalb Ruandas lebten, gründeten 1987 in Uganda die Ruandische Patriotische Front (RPF). 1990 begann diese einen Bürgerkrieg gegen die Hutu-Regierung. In den folgenden Jahren wurden etwa 2000 Tutsis und zahlreiche oppositionelle Hutus ermordet. Der Abschuss des Flugzeugs des ruandischen Präsidenten am 6. April 1994 war das Startsignal für einen großangelegten Völkermord. In knapp 100 Tagen wurden etwa 75 Prozent der in Ruanda lebenden Tutsis getötet, mehr als die Hälfte durch Macheten und Knüppel. An dem Massenmord beteiligten sich nicht nur bewaffnete Einheiten, sondern auch rund 200.000 Zivilisten. Innerhalb von 100 Tagen wurden 800.000 bis eine Million Menschen ermordet. Zu den Opfern zählten auch moderate Hutus wie Premierministerin Agathe Uwilingiyimana sowie zehn belgische Blauhelmsoldaten.

Der Völkermord wurde durch den Vormarsch der RPF beendet, die dabei ebenfalls mindestens 25.000 Zivilisten getötet haben soll. Ihr Anführer Paul Kagame wurde zunächst Vizepräsident, im Jahr 2000 Präsident. Unter seiner autoritären Herrschaft wurden bis zu 140.000 Menschen wegen mutmaßlicher Beteiligung am Völkermord inhaftiert, unter ihnen auch rund 5000 Jugendliche. Von 1995 bis 2014 verhandelte zudem in Tansania ein Internationaler Strafgerichtshof gegen hochrangige Organisatoren des Völkermordes. Während dieser nur in 75 Fällen Urteile sprach, fällten ruandische Gerichte bis 2004 etwa 10.000 weitere Urteile. Um der Fülle der Verfahren Herr zu werden, traten von 2005 bis 2012 außerdem mehr als 10.000 sogenannte Gacaca-Gerichte zusammen, bei denen Laienrichter die Urteile sprachen (Stand: April 2020).

Republik Ruanda

Fläche:

26.338 km²

Einwohner:12,2 Mio. (2018, geschätzt)
Bevölkerungswachstum:2,5 % jährlich (2016, geschätzt)
Bevölkerungsdichte:468 Einwohner pro km²
Regierungssitz:Kigali
Amtssprache:Kinyarwanda, Französisch, Englisch, Swahili
Politisches System:Präsidialsystem
Staatsoberhaupt:Präsident Paul Kagame (seit 2000)
Regierungschef:Premierminister Édouard Ngirente (seit 2017)
Freiheitsstatus:34/100
BIP pro Kopf:2.287 USD (kaufkraftbereinigt, 2018)
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Äthiopien
(ኢትዮጵያ)
Ruanda
Südafrika
Tunesien
(تونس)
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Demokratische Republik Kongo
(République démocratique du Congo)
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Uganda
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(الصومال)
Dschibuti
(جيبوتي)
Sambia
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(مصر)
Äquatorialguinea
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(الجزائر)
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Botsuana
Burkina Faso
Elfenbeinküste
(Côte d'Ivoire)
Eritrea
(إرتريا)
Gabun
Gambia
(The Gambia)
Ghana
Guinea
Kamerun
(Cameroun)
Kongo
(République du Congo)
Lesotho
Liberia
Libyen
(ليبيا)
Madagaskar
Malawi
Mali
Marokko
(المغرب)
Mauretanien
(موريتانيا)
Mosambik
(Moçambique)
Namibia
Niger
Nigeria
Senegal
Sierra Leone
Simbabwe
Sudan
(السودان)
Südsudan
(South Sudan)
Tansania
Togo
Tschad
(تشاد)
Westsahara
(الصحراء الغربية)
Zentralafrikanische Republik
(République centrafricaine)
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