Wohlstand, Disziplin, Autos – das sind die Klischees, denen man weltweit über Deutschland begegnet. Dabei hat sich das Land durch Millionen Zuwanderer und eine Liberalisierung des Lebensstils in den letzten Jahrzehnten stark verändert. In der öffentlichen Diskussion spielt die kritische Auseinandersetzung mit dem Nationalsozialismus indes immer noch eine große Rolle. Auch die kommunistische Diktatur in der DDR hat eine reiche Aufarbeitungslandschaft hervorgebracht. In vielen post-diktatorischen Staaten gilt Deutschland deshalb als Vorbild.
Deutschland – offiziell: Bundesrepublik Deutschland – ist ein dicht besiedeltes Land in der Mitte Europas. Gut 83 Millionen Menschen leben hier auf knapp 358 000 Quadratkilometern. Fast 60 Prozent gehören einer christlichen Kirche an, wobei der Norden überwiegend protestantisch und der Süden eher katholisch ist. In Ostdeutschland ist die Mehrheit konfessionslos. Als Folge von Zuwanderungen leben in Deutschland zudem über fünf Millionen Muslime.
Über Jahrhunderte lebte die deutschsprachige Bevölkerung Europas nur in einem lockeren Staatenbund. Auf Betreiben Preußens kam es 1871 zur Gründung des Deutschen Reiches. Der preußische König war von nun an zugleich auch deutscher Kaiser. Doch die Novemberrevolution am Ende des Ersten Weltkrieges führte 1918 zum Ende der Monachie. Die darauf folgende erste deutsche Demokratie – die Weimarer Republik – existierte nur 14 Jahre.
1933 wurde Adolf Hitler zum Reichskanzler ernannt, der binnen weniger Wochen einen Einparteienstaat unter der Führung der Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiterpartei (NSDAP) errichtete. Staat und Gesellschaft wurden gleichgeschaltet. Die etwa 500 000 in Deutschland lebenden Juden wurden schrittweise entrechtet, so dass mehr als die Hälfte von ihnen emigrierte. Die übrigen wurden zum größten Teil ermordet. Im Zweiten Weltkrieg, der 1939 mit dem Einmarsch der deutschen Wehrmacht in Polen begann, wurden vermutlich mehr als 65 Millionen Menschen getötet. Die Zahl der mehrheitlich in Vernichtungslagern im besetzten Polen ermordeten Juden beläuft sich auf mehr als sechs Millionen. Nach zwölf Jahren endete das nationalsozialistische Regime mit der bedingungslosen Kapitulation der deutschen Wehrmacht.
1945 wurde Deutschland in vier Besatzungszonen aufgeteilt. Aus der englischen, amerikanischen und französischen Zone entstand 1949 die Bundesrepublik Deutschland, aus der sowjetischen die Deutsche Demokratische Republik (DDR). Der östliche Teil Deutschlands fiel auf Geheiß der Sowjetunion an Polen. Die Bundesrepublik war eine parlamentarische Demokratie, die 1955 Teil der NATO und 1958 der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft wurde. Die DDR war eine sozialistische Diktatur nach dem Vorbild der Sowjetunion. Sie wurde 1950 Teil des Rates für gegenseitige Wirtschaftshilfe und 1955 des Warschauer Paktes. Während in der Bundesrepublik ein marktwirtschaftliches Wirtschaftssystem herrschte, setzte die Sozialistische Einheitspartei Deutschlands (SED) in der DDR die Planwirtschaft durch. Aus ihrem Machtbereich flüchteten zwischen 1949 und 1989 über 3,8 Millionen Menschen , etwa 1000 kamen bei Fluchtversuchen ums Leben. Die Zahl der politischen Gefangenen wird auf mindestens 200 000 geschätzt. Nach dem Sturz der SED-Herrschaft durch die Friedliche Revolution trat die DDR 1990 der Bundesrepublik bei.
Aufgrund der beiden Diktaturen in Deutschland spricht man auch von einer "doppelten" Vergangenheit, die aufzuarbeiten war. Nach 1945 wurden in Westdeutschland knapp 11 700 Personen wegen nationalsozialistischer Verbrechen verurteilt, davon 5000 durch alliierte Militärgerichte. Etwa eine Million Opfer wurden entschädigt. Darüber hinaus leistete die Bundesrepublik Zahlungen an Israel und weitere Staaten in Höhe von 2,3 Milliarden Euro. Zwangsarbeiter erhielten seit dem Jahr 2000 eine Wiedergutmachung.
In Ostdeutschland wurden nach 1945 mindestens 123 000 Menschen in sowjetischen Speziallagern inhaftiert, von denen etwa ein Drittel nicht überlebte. Etwa 45 000 wurden von Sowjetischen Militärtribunalen in Schnellverfahren zu langen Haftstrafen oder zum Tode verurteilt, knapp 10 000 von ihnen später wieder rehabilitiert. Ostdeutsche Gerichte verurteilten zwischen 1945 und 1989, oftmals unter Verletzung rechtsstaatlicher Prinzipien, rund 21 000 Personen wegen NS-Verbrechen. Wiedergutmachungszahlungen an Israel und die Rückgabe jüdischen Besitzes lehnte die DDR ab. In Ostdeutschland lebende Verfolgte erhielten eine Ehrenpension.
Wegen der kommunistischen Verbrechen in der DDR wurden nach 1989 Ermittlungsverfahren gegen rund 100 000 Personen eingeleitet. Etwas mehr als 1400 wurden angeklagt und gut 750 verurteilt. 40 Personen waren zwischen drei Monaten und 6,6 Jahren in Haft. Frühere politische Gefangene bekamen eine Entschädigung von gut 300 Euro pro Monat Haft. Wenn sie weniger als 1272 Euro verdienen, erhalten sie zudem eine monatliche Opferrente von 330 Euro (Stand: Mai 2020).
Fläche: | 357.582 km² |
Einwohner: | 83,2 Mio. (2019) |
Bevölkerungswachstum: | 0,2 % jährlich (2019) |
Bevölkerungsdichte: | 233 Einwohner pro km² |
Regierungssitz: | Berlin, Bonn |
Amtssprache: | Deutsch und mehrere Minderheitensprachen |
Politisches System: | Parlamentarische Demokratie |
Staatsoberhaupt: | Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier (seit 2017) |
Regierungschef: | Bundeskanzlerin Angela Merkel (seit 2005) |
Freiheitsstatus: | 94/100 |
BIP pro Kopf: | 52.386 USD (kaufkraftbereinigt, 2018) |