In Deutschland erinnern zahlreiche Gedenkstätten an die Diktaturen von Nationalsozialisten und Kommunisten. Viele befinden sich an historischen Schauplätzen wie hier an der Berliner Mauer. Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges wurden ehemalige Konzentrationslager und ähnliche Orte zunächst wenig beachtet. Erst seit den 1960er Jahren entstanden immer mehr Erinnerungsstätten. Nach dem Ende der DDR setzte sich diese Entwicklung fort. Die Fülle der Gedenkorte ist heute selbst für Experten kaum noch überschaubar.
Man kann das Sonnenlicht, das durch die langen Gänge des Berliner Holocaust-Mahnmals blitzt, als Symbol der Hoffnung interpretieren. Doch errichtet wurde das Denkmal für die ermordeten Juden Europas, wie es offiziell heißt, um an ein einzigartiges Verbrechen zu erinnern: die überwiegend industriemäßige Tötung von mehr als sechs Millionen Menschen auf Befehl der nationalsozialistischen Machthaber in Deutschland.
Das 2005 eingeweihte Holocaust-Mahnmal befindet sich auf dem ehemaligen Grenzstreifen der DDR in unmittelbarer Nähe zum Brandenburger Tor in Berlin. Es besteht aus mehr als 2 700 quaderförmigen Betonstelen, die auf einer Fläche von 19 000 Quadratmetern rasterförmig angeordnet sind. Durch ihre unterschiedliche Höhe von null bis zu vier Metern und den welligen Untergrund ergeben sich immer wieder unterschiedliche Perspektiven. Entworfen wurde das labyrinthähnliche Denkmal von dem New Yorker Architekten Peter Eisenman, der damit verdeutlichen wollte, dass ein Verstehen des Holocaust nicht möglich sei.
Unter dem Denkmal befindet sich ein unterirdischer „Ort der Information“ mit einer knapp 800 Quadratmeter großen Ausstellung zur Geschichte des Holocaust, zwei Vortragsräumen und einem Buchladen. An Computerstationen können Besucher auch in der Datenbank der israelischen Gedenkstätte Yad Vashem recherchieren, die rund vier Millionen Namen jüdischer Opfer umfasst. Mit 480 000 Besuchern (2019) gehört das Mahnmal zu den zehn meistbesuchten Museen Berlins.
Das Denkmal geht auf eine Initiative der Publizistin Lea Rosh und des Historikers Eberhard Jäckel zurück. 1994 und 1997 fanden zwei Wettbewerbe zur Gestaltung statt. 1999 beschloss der Deutsche Bundestag den Bau eines modifizierten Entwurfes von Eisenman und des darunterliegenden Ausstellungsortes. Für die Errichtung und den Betrieb wurde eine Stiftung gegründet. Die Bundesregierung finanzierte den Bau des Denkmals mit 27,6 Millionen Euro, von denen gut die Hälfte in die Errichtung des Stelenfeldes und die restliche Summe in den "Ort der Information" flossen. Der Grundstückswert betrug 40 Millionen Euro, knapp eine Million Euro wurden gespendet. Die Stiftung, die zu 100 Prozent von der Bundesregierung getragen wird, verfügte 2017 über einen Etat von 3,2 Millionen Euro. Sie betreut auch die später errichteten Gedenkorte für die im Nationalsozialismus ermordeten Sinti und Roma, für die Opfer der sogenannten Euthanasie und für die damals verfolgten Homosexuellen.
Website der Stiftung Denkmal für die ermordeten Juden Europas
Bericht der Stiftung Denkmal für die ermordeten Juden Europas 2006 bis 2008
Bericht der Stiftung Denkmal für die ermordeten Juden Europas 2009 bis 2011
Nach der Diktatur. Instrumente der Aufarbeitung autoritärer Systeme im internationalen Vergleich
Ein Projekt am Lehrstuhl für Neueste Geschichte der Universität Würzburg
Twitter: @afterdictatorship
Instagram: After the dictatorship
Mit finanzieller Unterstützung des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung
Auf den Fundamenten der einstigen Zentrale der Geheimen Staatspolizei (Gestapo) informiert ein Dokumentationszentrum über die Verfolgungen in der Zeit des Nationalsozialismus. Mit knapp 1,3 Millionen Besuchern (2019) gehört es zu den meist besuchten Erinnerungsorten in in Berlin.
Das 4,5 Hektar große Ausstellungsareal befindet sich dort, wo während des Nationalsozialismus die wichtigsten Institutionen des Terrorapparates untergebracht waren: die Geheime Staatspolizei in der ehemaligen Kunstgewerbeschule, die Reichsführung-SS im früheren Hotel „Prinz Albrecht“ sowie der Sicherheitsdienst (SD) der SS im benachbarten Prinz-Albrecht-Palais, in das 1939 auch das neu gegründete Reichssicherheitshauptamt zog.
Die Gebäude wurden im Zweiten Weltkrieg stark beschädigt, so dass die Reste in den 1950er Jahren abgerissen und abgeräumt wurden. Lediglich die Keller blieben teilweise erhalten, einschließlich der Reste der Zellenfundamente im früheren „Hausgefängnis“ der Gestapo. Durch den Bau der Berliner Mauer 1961 lag das ursprünglich in der Mitte Berlins gelegene Areal am äußersten Rand der westlichen Stadthälfte und wurde nur als Autoübungsplatz und als Schuttabladefläche genutzt. Anlässlich der 750-Jahr-Feier Berlins wurde das Gelände 1987 erstmals öffentlich zugänglich gemacht. Ein Teil der Kellerreste wurde freigelegt. In einem Pavillon war eine temporäre Ausstellung zu sehen.
Zwei Jahre nach dem Beitritt der DDR zur Bundesrepublik wurde 1992 die staatlich finanzierte Stiftung „Topographie des Terrors“ gegründet. Nach zwei Architekturwettbewerben und langer Bauzeit eröffnete 2010 das Dokumentationszentrum auf dem neu gestalteten Gelände. In der Ausstellungshalle informiert eine 800 Quadratmeter große Dauerausstellung über die Tätigkeit von Gestapo, SS und Reichssicherheitshauptamt. Eine Open-Air-Ausstellung im Außengelände befasst sich mit dem Thema „Berlin 1933–1945. Zwischen Propaganda und Terror“. Außerdem gibt es einen Geländerundgang mit Erläuterungen an 15 Stationen. Er führt auch an einem Teilstück der Berliner Mauer vorbei, die das Gelände ab 1961 begrenzte und heute unter Denkmalschutz steht.
Die zentrale Untersuchungshaftanstalt des Ministeriums für Staatssicherheit der DDR ist fast unverändert erhalten geblieben. Rund 450 000 Menschen besuchen jedes Jahr den bedrückenden Ort im Berliner Stadtteil Hohenschönhausen. Die rund 170 Zellen und 120 Verhörräume stehen seit 1992 unter Denkmalschutz.
Zwischen 1945 und 1990 waren in Hohenschönhausen mehr als 40 000 Menschen in Haft. 1945 richtete die sowjetische Geheimpolizei auf dem Gelände das Speziallager Nr. 3 ein. 1947 wurde daraus die zentrale Untersuchungshaftanstalt des sowjetischen Staatssicherheitsdienstes für Deutschland. 1951 übernahm die ostdeutsche Geheimpolizei das Gefängnis. Zehn Jahre später errichtete diese noch eine neue, größere Haftanstalt sowie ein Haftkrankenhaus. Neben dem Gefängnis betrieb der Staatssicherheitsdienst zudem lange Zeit ein Arbeitslager.
Infolge der Friedlichen Revolution 1989 kamen alle politischen Häftlinge frei. Als Deutschland wiedervereinigt wurde, wurde das Gefängnis geschlossen. 1994 entstand hier auf Initiative ehemaliger Häftlinge eine Gedenkstätte. Seit dem Jahr 2000 wird sie von einer Stiftung öffentlichen Rechts verwaltet . Besucherempfang, Café, Buchladen, Seminarräume und eine 400 Quadratmeter große Dauerausstellung wurden so in die Gebäude eingepasst, dass sie das Erscheinungsbild kaum verändert haben. Nicht nur die Außenanlagen mit der hohen Gefängnismauer, den Wachtürmen und Alarmdrähten blieben vollständig erhalten. Auch die Gefängnisflure, Zellen und Verhörräume im Innern sind authentisch überliefert. Bis vor Kurzem führten hauptsächlich ehemalige Gefangene die Besucher durch die Gebäude.
Die Grenze der DDR durchschnitt Deutschland bis 1990 auf einer Länge von knapp 1400 Kilometern . Nur wenige Teile der massiven Befestigungsanlagen sind erhalten geblieben. Die größte Gedenkstätte, die an die deutsche Teilung erinnert, befindet sich zwischen Hessen und Thüringen. Hier hatte die US-Armee ihren Beobachtungsposten „Point Alpha“.
Wenn es zu einem Dritten Weltkrieg zwischen NATO und Warschauer Pakt gekommen wäre, dann hätte er wahrscheinlich hier begonnen. Denn in der Nähe der hessischen Stadt Fulda erwartete der Westen im Ernstfall den ersten Vorstoß sowjetischer Truppen. Das Territorium der DDR ragte hier besonders weit in die Bundesrepublik hinein und es gab wenige natürliche Hindernisse. Die sogenannte Fulda-Lücke galt als "Wespentaille", da bei einem Vorstoß östlicher Panzer die nördliche und südliche Armeegruppe der NATO voneinander getrennt worden wären. Mehr als 150 000 Soldaten und etwa 4000 Kampfpanzer und andere gepanzerte Fahrzeuge standen sich hier gegenüber.
Auf einem 400 Meter hohen Berg befand sich auf westdeutscher Seite der US-Beobachtungsposten „Point Alpha“. Von dort aus konnte man weit in das Territorium der DDR blicken. Die US-Armee hatte das Gelände 1965 von der Bundesrepublik überlassen bekommen. 1968 errichtete sie einen Beobachtungsturm, zunächst aus Holz, später aus Stahl und 1985 aus Beton. Nach der Wiedervereinigung Deutschlands wurde die Anlage aufgegeben und 1995 unter Denkmalschutz gestellt. Drei Jahre danach nahm eine Gedenkstätte ihre Arbeit auf, zu der später noch ein Teil des östlichen Grenzstreifens kam.
Heute gehören zur Gedenkstätte auf westlicher Seite drei Baracken, eine Kfz-Halle und ein Beobachtungsturm des ehemaligen US-Stützpunktes. Auf östlicher Seite zählen eine rekonstruierte DDR-Grenzanlage und eine Kunstinstallation dazu. Auf dem ehemaligen Kolonnenweg der DDR-Grenztruppen wurde das „Haus auf der Grenze“ mit einer Dauerausstellung errichtet. Auch ein ehemaliger Beobachtungsturm der DDR-Grenztruppen kann besichtigt werden. Die Gedenkstätte wird jährlich von knapp 100.000 Menschen besucht. Sie untersteht der 2008 gegründeten Point Alpha Stiftung, die auch eine Bildungsakademie betreibt.